Die häufigsten Fragen und Antworten

In der zehnjährigen Diskussion um die Errichtung dieses Denkmals wurde vor allem ein Einwand immer wieder erhoben: es solle nicht nur den Juden gewidmet sein, sondern allen Opfern der Nazis. Dagegen trugen die Initiatoren sowohl historische wie praktische Gründe vor.

Der Mord an den europäischen Juden war einzigartig. Nie zuvor hatte ein Staat beschlossen, eine Gruppe von Menschen, die er als Juden kennzeichnete, einschließlich der Alten, der Frauen, der Kinder und der Säuglinge möglichst restlos zu töten, indem er sie vielfach sogar in eigens zum Zweck der Tötung geschaffene Einrichtungen deportierte. Dieser Mord war ferner das Kenstück des Nazismus und das zentrale Motiv Hitlers, das er ständig wiederholte. Schon im ersten politischen Schriftstück seines Lebens hatte er 1919 geschrieben, das letzte Ziel des Antisemitismus  müsse „unverrückbar die Entfernung der Juden überhaupt sein“, und am Ende sagte er 1945, man werde „dem Nationalsozialismus ewig dankbar sein, dass ich die Juden aus  Deutschland und Mitteleuropa ausgerottet habe“. Die historische Begründung  war demnach die Einzigartigkeit und die Zentralität. Das rechtfertigt ein eigenes und besonderes Denkmal. Dazu kamen praktische Gründe. Ein allgemeines Denkmal mit der Inschrift „Den Opfern des Nationalsozialismus“ gibt es bereits seit 1953 (am Steinplatz in Berlin), und seit 1993 gibt es in der Neuen Wache  Unter den Linden ein zweites, das gleichfalls allen Opfern der Gewaltherrschaft gewidmet ist. Es wäre unsinnig, nun noch ein drittes hinzuzufügen.

Ein Denkmal schließt außerdem andere Denkmäler nicht aus. Es gibt sie in großer Zahl in Deutschland und anderswo, sowohl für die ermordeten Juden wie auch für andere Opfergruppen, und wo sie noch fehlen, sollen und können sie errichtet werden. In Berlin gibt es demnächst ein Denkmal für die als Zigeuner ermordeten Sinti und Roma und ein Denkmal für die verfolgten Homosexuellen und Lesben. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas steht dem nicht im Wege. Man sollte auch bedenken, dass ein Denkmal für  alle Opfergruppen unspezifisch wäre und über die Leidens- und Todesgeschichte der einzelnen Opfergruppen nichts Konkretes aussagen könnte. Während es in Israel, dem Land der Opfer und ihrer Nachkommen, seit 1953 die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gibt, gab es im Land der Täter und ihrer Nachkommen bis vor ein paar Jahren kein solches Denkmal. Entgegen einer verbreiteten Meinung gilt es nicht nur den ermordeten deutschen Juden, sondern den ermordeten Juden Europas. Vielen ist nicht bewusst, dass die meisten von ihnen, etwa 98 Prozent, nicht Deutsche waren.

Die älteste und am meisten verbreitete Form eines Denkmals ist das Grabdenkmal, das an einen Toten oder an mehrere Tote erinnert, zumal wenn sie gemeinsam den Tod gefunden haben. Man denke nur an die zahllosen Kriegerdenkmäler. Dabei handelt es sich entweder um Gräber auf Soldatenfriedhöfen oder um leere Denkmäler (Kenotaphe). Die meisten ermordeten Juden haben kein Grab. Das Denkmal in Berlin hat auch die Bedeutung eines Kenotaphs. Daher ist es von großer Bedeutung, dass in dem angeschlossen „Ort der Information“ die Namen der Opfer verzeichnet werden. Die in Yad Vashem seit langem bestehende Namensammlung ist nach Berlin übernommen worden und wird hier ergänzt. Gelegentlich wird auch eingewandt, ein Denkmal (nur) für die Juden hebe diese hervor und setze die anderen Opfer zurück. Doch nicht die Opfer werden hierarchisiert, wohl aber die historischen Vorgänge. Der Mord an den Juden Europas ragt aus den übrigen Naziverbrechen hervor, und deswegen verdient er ein besonders Denkmal.

Beides, Stelenfeld und der „Ort der Information“, bilden zusammen
das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Sie stehen nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sollen sich ergänzen. Das von Eisenman entworfene Stelenfeld stellt eine radikale Auseinandersetzung mit dem herkömmlichen Begriff eines Denkmals dar und versucht, eine „neue Idee der Erinnerung zu entwickeln“. In diesem Denkmal, so Eisenman selbst, gibt es „kein Ziel, kein Ende, keinen Weg hinein oder heraus“.

Der „Ort der Information“ hingegen möchte durch fundierte Informationen und Dokumentationen über das Schicksal der Juden aufklären. In ihm sind vier verschiedene Räume, die das Thema aus historischer und persönlicher Sicht aufarbeiten. Stelenfeld und „Ort der Information“ stellen somit das Herz und den Kopf des Denkmals dar.

Der Förderkreis hat sich um das Gelände am Tiergarten bemüht, denn für das größte Verbrechen in der deutschen Geschichte musste ein zentraler Gedenkplatz im Herzen der Hauptstadt gefunden werden. Das Denkmal liegt in unmittelbarer Nähe zu Hitlers Reichskanzlei, zum Luftschutzbunker von Joseph Goebbels und zu vielen zentralen Gebäuden des Naziregimes. Der Standort ist also in mehrfacher Hinsicht ein symbolisches Areal. Das Denkmal ist aber auch ein Zeichen der Versöhnung. Und wo könnte dieses Zeichen besser aufgehoben sein als direkt am ehemaligen Todesstreifen, der Ost und West fast 40 Jahre lang teilte?

Das Denkmal ist mit den Mitteln des Bundes errichtet worden. Für die Aufbereitung und Darstellung aller 3,2 Millionen Namen und Schicksale aber, die uns die israelische Gedenkstätte Yad Vashem als einziger Institution außerhalb Israels überlassen hat, waren die Mittel des Bundes ausgeschöpft.

Der Förderkreis möchte – im Zusammenwirken mit der Stiftung – die Darstellung ALLER Namen und Schicksale sichern. Das bisher vom Förderkreis eingeworbene Geld ist eine gute Grundlage, reicht aber bei weitem nicht aus.

Große finanzielle Anstrengungen sind in den nächsten Jahren nötig und es bedarf des Engagements vieler Bürgerinnen und Bürger.

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