Berlin, 7. November 2017: Auf die Plätze für die gute Sache. 12. Charity Dinner für den Raum der Namen.

Jean Asselborn, Außen- und Europaminister im Großherzogtum Luxembourg, hielt in diesem Jahr die traditionelle TischredeDie Tischrede ist stets bedeutenden politischen und wirtschaftlichen Persönlichkeiten vorbehalten. 

So waren in der Vergangenheit bereits Altkanzler Dr. Helmut Kohl, Peer Steinbrück, Dr. Jens Weidmann sowie Jean-Claude Juncker, Dr. Wolfgang Schäuble, Sigmar Gabriel, Martin Schulz und Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel prominente Redner.

Das Charity Dinner im Hotel Adlon wird jährlich von unserem Förderkreis „Denkmal für die ermordeten Juden Europas e.V.“ ausgerichtet. Einladende waren in diesem Jahr Förderkreis-Vorsitzende Lea Rosh sowie der geschiedene Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert und die Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters. Im Rahmen des Spendendinners wurde auch in diesem Jahr wieder der "Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus“ verliehen.

Prominente Unterstützer und Charity-Botschafter für den Raum der Namen

An die 100 geladene Gäste und Unterstützer aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft kamen zum Spendendinner. So auch unsere prominenten Kampagnen- Botschafter für den „Raum der Namen“.

 

 

Preis für Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Rassismus 2017

Preisträgerin in diesem Jahr ist Emilia S. aus Dresden.

Die erst 15-jährige Schülerin zeigt in ihrer Schule im besonderen Maße Zivilcourage und setzt sich aktiv gegen Hitlergrüße und -kommentare sowie gegen juden- und fremdenfeindliche Äußerungen ihrer Mitschüler zur Wehr. 

„In meiner Klasse verbreitete sich ein neuer „Trend“.
 
Wenn man „88%“ Handyakku hat oder „Heilung“ ruft, wenn jemand niest, bekommt man die Aufmerksamkeit der anderen und wird dafür „gefeiert“. 

Ganz schnell war man „lustig“, wenn man seinen Mitschülern den „Hitlergruß“ zeigte oder „Heile Hitler“ sagte. Da handelte ich noch nicht, denn ich hatte Angst davor, alleine da zu stehen. Es wurde noch schlimmer. „Jude“ war plötzlich eine Beleidigung. Als dann auch noch antisemitistische und „humorvolle“ Bilder in unserem Klassenchat auftauchten. 

Das Schrecklichste war ein Foto einer Rauchwolke mit der Bildunterschrift „jüdisches Familienfoto“ – da wehrte ich mich und schrieb, sie sollen mit dem Nazigetue aufhören. Einen breiten Rückhalt hatte ich nicht. 

Doch anstatt die erhoffte Zustimmung meiner Mitschüler zu erhalten, wurde über die Bilder und meine Nachricht gelacht. Die Quelle der Bilder reagierte mit Nachrichten wie „ich möge doch nach Polen auswandern“ und habe „wohl zu viel tote Juden eingeatmet“. Daraufhin habe ich den Schüler wegen Volksverhetzung angezeigt“, erzählt die 15-Jährige. 

Mit der Auszeichnung erhält Emilia ein Preisgeld von 2000 Euro. 

Emilia spendet Teil des Geldes für betroffenen Jungen

500 Euro von ihrem Preisgeld wollte die Schülerin noch am selben Abend einem jüdischen 14-Jährigen Schüler aus Berlin spenden. 

Sein Fall hatte im Frühjahr für Aufsehen gesorgt: Der Junge musste die Friedenauer Gemeinschaftsschule in Berlin-Schöneberg verlassen, nachdem er aufgrund seiner jüdischen Religion von Mitschülern verbal und körperlich belästigt wurde. 

Sogar eine Scheinhinrichtung mit Kopfschuss soll an ihm vollzogen worden sein. Ende Oktober berichtete ARTE in einer Reportage über die Geschichte des Jungen.

Die Familie des 14-Jährigen hat angekündigt, das Preisgeld wiederum zu spenden: Es soll an eine neue Beratungsstelle für Betroffene antisemitischer Gewalt gehen. Sie wird vom "Kompetenzzentrum Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" unterhalten. Familien in ähnlichen Situationen sollen dort Hilfe finden.

Im letzen wurde Steffi Brachtel aus Freital geehrt. Die 41-jährige Kellnerin zeigt in ihrer Heimat im besonderen Maße Zivilcourage und hilft Flüchtlingen bei der Integration. Dabei stellt sie sich unter anderem aktiv gegen Hasskommentare auf Facebook und gegen Freunde sowie Bekannte, die fremdenfeindliche Ansichten haben. 

Gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wird dieser Preis einmal jährlich an eine natürliche oder juristische Person oder eine Bürgerinitiative verliehen, die durch ihr öffentliches Auftreten beeindruckt hat. 

In diesem Jahr möchten wir der ermordeten Juden aus Ostgalizien, Lemberg, gedenken.

Dort ermordeten SS-Einsatzgruppen ab dem Sommer 1941 über 400.000 Jüdinnen und Juden. Zunächst erschossen sie die Männer, darunter insbesondere Mitglieder der polnisch-jüdischen „Intelligentsia“. Anschließend wurden die Häuser und Wohnungen der Ermordeten geplündert und wertvolle Kunstwerke: Teppiche, Gemälde, Schmuck und Antiquitäten geraubt. Ab dem Frühjahr 1942 wurden Zehntausende in das Vernichtungslager Belzec deportiert und dort mit Motorabgasen ermordet. Nur wenige tausend Lemberger Juden erlebten das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Lea Rosh über den "Raum der Namen". Dieser befindet sich im 3. Raum der Dauerausstellung unterhalb des Holocaust Denkmals in Berlin Mitte.
„Wir wollen den ermordeten Menschen nicht nur ihre Namen zurückgeben
, sondern den Besuchern auch zeigen, welche Gesichter, Geschichten und Schicksale sich hinter ihnen verbergen. Dafür setzen wir uns jetzt seit 18 Jahren aktiv ein und freuen uns, dass wir in dieser Zeit bereits 12.500 Audio-Biografien erstellen konnten“
erklärt Lea Rosh, Vorsitzende des Vereins. „Das Ergebnis unserer Arbeit soll uns allen stets auch eine Erinnerung daran sein, dass jeder Einzelne von uns eine Stimme hat, die er nutzen sollte – um fremdenfeindliche Äußerungen, undemokratisches Verhalten sowie rassistische Taten und Parolen nicht einfach als normal hinzunehmen.“

TISCHREDE Jean Asselborn

Hier können Sie die Tischrede von Jean Asselborn, Außen- und Europaminister im Großherzogtum Luxembourg herunterladen. TISCHREDE DOWNLOAD