Die Entstehung des Denkmals - eine Bürgerinitiative

Ein Denkmal für die von Deutschen ermordeten Juden Europas im Land der Täter: die Idee entstand 1987/1988.

Ein Kurzbericht von Lea Rosh

Der Historiker Eberhard Jäckel und ich drehten damals eine vierteilige Fernsehdokumentation für die ARD über den Mord an den europäischen Juden, begangen von Deutschen und Österreichern.

Wir standen in Jerusalem, in der Gedenkstätte Yad Vashem. Jäckel sagte zu mir, er denke seit langem, es müsse auch in Deutschland ein Denkmal geben, das an diese Tat erinnert.

Unsere Bürgerinitiative hat dieses Denkmal 1988 initiiert.
Der Deutsche Bundestag hat es 1999 mit großer Mehrheit bestätigt. Wir haben in Berlin den bestmöglichen Ort gefunden: in der Nähe der ehemaligen.Reichskanzlei, des „Führerbunkers“ und des Todesstreifens an der früheren Mauer zwischen Ost- und West-Berlin. Viele Jahre lang war das Projekt höchst umstritten, aber seit 2005 steht das von Richard Serra und Peter Eisenman entworfene Stelenfeld mit dem „Ort der Information“ südlich vom Brandenburger Tor, und so mancher Gegner von damals zählt heute zu den Befürwortern.

Seit der Eröffnung haben circa 8 Millionen Menschen das Stelenfeld besucht.

Im Mai 2005 wurde das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Seither hat es als zentraler Gedenk- und Erinnerungsort des Völkermordes an den Juden eine enorme Ausstrahlung gewonnen. Mehr als 8 Millionen Menschen besuchten bisher das Stelenfeld und die weit überwiegende Mehrzahl der Besucher zeigt sich tief beeindruckt. Kein Zweifel: das Mahnmal ist ein akzeptiertes Stück Hauptstadt. Was sich auch daran ablesen lässt, dass es eine breite bürgerschaftliche Unterstützung erfährt.

Zum verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte gehört auch, dass die Opfer nicht nur anonyme Opfer sind. Bis zu sechs Millionen Juden wurden ermordet. Jedes Opfer hat einen Namen, ein Gesicht und eine Geschichte. Die Nazis haben alles daran gesetzt, den Opfern ihre Individualität zu nehmen und damit letztlich auch ihre Würde.

Der Raum der Namen im Denkmal gibt den Opfern ihre Geschichte und ihre Würde zurück. Das ist eine große Herausforderung, die nur durch eine breite bürgerschaftliche Unterstützung gemeistert werden kann.

Ich danke allen, die dem Förderkreis des „Denkmals für die ermordeten Juden Europas“ beim weiteren Aufbau des Raums der Namen helfen. Die Vergangenheit vergeht nicht, sie stellt uns ständig vor neue Herausforderungen. Und wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen, wenn wir Friede, Freiheit und Demokratie erhalten wollen.