Auszug der Rede von Bundeskanzlerin Merkel vor der Knesset am 18. März 2008

Ich bin zutiefst davon überzeugt: Nur wenn Deutschland sich zu seiner immerwährenden Verantwortung für die moralische Katastrophe in der deutschen Geschichte bekennt, können wir die Zukunft menschlich gestalten.

Oder anders gesagt: Menschlichkeit erwächst aus der Verantwortung für die Vergangenheit. Wir sagen oft, Deutschland und Israel verbinden besondere einzigartige Beziehungen. Was aber ist genau damit gemeint? Ist sich gerade mein Land dieser Worte bewusst - und zwar nicht nur in Reden und Festveranstaltungen, sondern dann, wenn es darauf ankommt?

Wie gehen wir zum Beispiel ganz konkret damit um, wenn die Greueltaten des Nationalsozialismus relativiert werden? Hierauf kann es nur eine Antwort geben:

Jedem Versuch dazu muss im Ansatz entgegengetreten werden. Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen in Deutschland und in Europa nie wieder Fuß fassen. Und zwar weil alles andere uns insgesamt - die deutsche Gesellschaft, das europäische Gemeinwesen, die demokratische Grundordnung unserer Länder - gefährden würde.

(...) Genauso wie es fatal wäre, wenn wir die Frage ausblenden würden, wie wir die Erinnerung an die Schoa wachhalten können, wenn eines Tages keine
Zeitzeugen der Schoa mehr am Leben sein werden. Ja, es ist wahr: Orte des
Gedenkens sind wichtig. Orte wie das Holocaust-Mahnmal in Berlin oder Yad
Vashem. Sie halten die Erinnerung wach. Aber wahr ist auch: Orte allein reichen
noch nicht aus, wenn Erinnerung Geschichte wird. Erinnerung muss sich immer
wieder neu bewähren. Aus Gedanken müssen Worte werden und aus Worten Taten."